Auf ein Wort: Die TSV und das Tischtennis
Was nicht jeder weiß und auch der bescheidene Chronist dieser Zeilen lange falsch sagte: Es heißt die TSV Bonn rrh. – die Vereinigung statt der Verein und das kam so: Nach einer Brandkatastrophe in Schwarzrheindorf fusionierte der Turnverein Schwarz- und Vilich-Rheindorf am 24. August 1971 mit dem Beueler Turnverein und gab sich den Namen „Turn- und Sportvereinigung Bonn rechtsrheinisch 1897 / 07“.
Davon habe ich Anfang der 70er Jahre als TT-Anfänger in Gummersbach natürlich nichts mitbekommen; vertraue aber gerne TSV-Urgestein Jürgen Engels sowie einer Jubiläumsschrift aus dem Mai 1997 (Foto).
Mit dieser Chronik konnte die im Feiermonat Juni 1997 eigentlich erst 25-jährige TSV zwar nicht ihr 100-Jähriges im engeren Sinne feiern, so wie es das Deckblatt der Festschrift auf den ersten Blick suggeriert. Ganz zurecht jedoch konnten die darin gepriesenen „hundert Jahre Vereinsleben“ gewürdigt werden.
Wie sind nun Turner und Tischtennis-Spieler zusammengekommen? Anfangs zwei getrennte Welten. Denn auch auf der „Schäl Sick“ standen am Anfang der von England her überschwappenden Sportbegeisterung um 1900 fast ausschließlich die Leibesübungen und der Lederball auf dem Programm. Tischtennis – anders als in England – ließ hierzulande als neumodischer Trend noch auf sich warten.
Nehmen wir als Indiz für diese Wartezeit den „Ping-Pong-Club Bonn“. Er gründete sich 1929 und schloß sich 1933 als „Tischtennis-Club Blau-Rot Bonn“ dem Eisenbahner Sportverein „ESV Blau-Rot Bonn“ (von 1928) an. Dessen TT-Abteilung gilt als eine der ältesten in NRW. Damit ist klar: Nachzügler Tischtennis ist hierzulande eine Spätgeburt und bis die ersten TT-Abteilungen oder gar TT-Vereine auf echte hundert Jahre zurückblicken können, ist es zwar nicht mehr lange hin, aber doch noch ein paar Jährchen. Die Anfänge am rechten Rheinufer wären auch nicht bei der TSV, sondern in Geislar, in Schwarz- und Vilich-Rheindorf und dem damaligen Verein „DJK Don Bosco Beuel“ zu suchen. Sei’s drum. So viel, so wenig zu den TT-Anfängen in unseren Gefilden.
2021 hätte die TSV-TT-Abteilung immerhin auf rechnerisch verbürgte 50 Jahre TSV und ebenso viele Jahre TT-Sport unter dem Dach der TSV anstoßen können. Eine runde Sache, wenn auch nichts besonderes, weil Tischtennis eben schon lange vorher im Umkreis der heutigen TSV gespielt wurde. Mit dem Hinweis auf den ESV Blau-Rot Bonn ist das bereits angeklungen.
Wer nun die ersten TT-Spieler auf der Schäl Sick waren und woher sie kamen, ist so schnell nicht auszumachen. Auch, weil die Grenze zwischen frühen Hobby- und späteren Mannschaftsspielern fließend war. Wer in der Chronik zurückblättert, findet einen Vermerk beim Turnverein Schwarz- und Vilich-Rheindorf. Er besagt, dass „das Tischtennisspiel zum Angebot ab 1950 gehörte“. Aber erst seit Ende der 50er Jahre wird es konkreter.
„Ich weiß dat nit mieh janz jenau“, überschreibt Jürgen Engels seine TT-Erinnerungen im Zeitraffer zwar auch noch, sieht die Anfänge aber beim TTC/TTF Geislar in den späten 50ern: Die junge Bundeswehr (1955) zog ab 1957 die ersten Wehrpflichtigen ein. Dem TTC/TTF fehlte es plötzlich an jungen Männern. Nur noch sieben Aufrechte, heißt es, schlossen sich 1958/59 deshalb dem ungleich größeren Turnverein Schwarz- und Vilich-Rheindorf an. Von da an ging es Schlag auf Schlag!
Im vereinseigenen „Turnerheim Joseph Keller“ an der Stiftsstraße (Einweihung Juni 1954) fanden Turniere und Wettkämpfe bis in die Bezirksliga statt. Ein Sporthallenwechsel nach Vilich wurde notwendig. Bundesoffene Turniere um den Bürgermeister-Steger-Pokal wurden durch die Teilnahme von (ehemaligen) Deutschen, Westdeutschen und Vize-Weltmeistern “geadelt”. Trotz übermächtiger Konkurrenz auf der linken Rheinseite konnte einmal der Mannschaftspokal auf Kreisebene errungen werden …
Mit der Fusion 1971 zur TSV verlagerte sich der Spielbetrieb in die Turnhalle der Josefschule. Das Tischtennis in der TSV entwickelte sich in Richtung Breitensport. So funktioniert es ohne Unterbrechungen recht harmonisch bis heute – fast ohne Unterbrechungen muss man seit dem Corona-Jahr 2020 leider schreiben. Von Lutz Hofmann